Ein ökumenischer Abend voller Hoffnung und Gemeinschaft
Am Sonntag, den 17. November 2024, fand in der Neuapostolischen Kirche Lübeck ein besonderer ökumenischer Gottesdienst anlässlich der FriedensDekade der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) unter dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“, statt. Dieser Abend vereinte Vertreter und Mitglieder verschiedenster christlicher Konfessionen und wurde zu einem bewegenden Zeichen der Einheit und des gemeinsamen Gebets für Frieden. Der bundesweite zentrale Gottesdienst bildete den Höhepunkt der deutschlandweiten Aktion und wurde per YouTube live übertragen.
Ein vielfältiges und tief gehendes Programm
Der Gottesdienst begann mit dem gemeinsamen Lied „Erzähl mir vom Frieden“, welches von der Lübeckerin Susanne Brandt mit einem neuen Text auf die Melodie „Liebster Jesu wir sind hier“ für die FriedensDekade 2024 umgedichtet wurde. Sie war selbst bei dem zentralen Gottesdienst unter den rund 150 Gottesdienstbesuchern in der Neuapostolischen Kirche vor Ort, während nochmal so viele sich über den Livestream dazugeschaltet hatten. Daniel Marx, Vorsteher der Neuapostolischen Kirche Lübeck, eröffnete den Gottesdienst und hob die Bedeutung der ökumenischen Zusammenarbeit und die Dankbarkeit für die Vollmitgliedschaft der Neuapostolische Kirche in der ACK Lübeck hervor.
Ein Aspekt im Rahmen seiner Begrüßung war, dass der Friede ein Geschenk von Gott ist. Jesus sagte selbst: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Johannes 14,27)
In einer Welt, die mit tiefen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Krisen konfrontiert ist, ist es nicht nur unsere Aufgabe als Kirchen, Zeugnis abzulegen, sondern auch Boten der Hoffnung zu sein. Gemeinsam sind wir als Christen aufgerufen, Zeichen des Friedens zu setzen und der Welt ein lebendiges Beispiel für Gemeinschaft zu geben, so wie an diesem Abend.
Die einzelnen Programmpunkte, von musikalischen Beiträgen bis hin zu tiefgehenden Gedankenimpulsen, schufen eine feierliche und herzliche Atmosphäre der Besinnung und Gemeinschaft.
Gebet und Gedanken-Splitter
Rosi Scharf, Leiterin der Heilsarmee in Lübeck und der ACK Lübeck, sprach zu Beginn ein Friedensgebet und bat um den Segen für den gemeinsamen Abend. Persönliche Beiträge illustrierten, wie Frieden im Alltag erlebbar wird und welche Herausforderungen damit verbunden sind.
Die ehemalige Leiterin der Kindertagesstätte St. Bonifatius, Sabine Kricheldorff berichtete von Konfliktbewältigungen mit Kindern und wie es gelingen kann, Wege zum gemeinsamen Dialog zu vermitteln. Florian Schwiderski aus der evangelisch freikirchlichen Gemeinde erzählte von den Herausforderungen der Polizeiarbeit und dem Spannungsfeld von Gewaltanwendung und christlicher Nächstenliebe. Regina Dorfmann, Leiterin der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen der Katholischen Kirche in Lübeck, hob mit einer kleinen Geschichte hervor, wie wichtig auch bei persönlichen Enttäuschungen in zwischenmenschlichen Beziehungen die Kraft des Vergebens ist und das Festhalten an guten Taten und Gedanken hilft, Differenzen zu überwinden.
Bibellesung und Predigt
Die Lesung der Geschichte von Jakob und Esau (Gen. 33,1-16) in verteilten Rollen durch Propst Christoph Giering, Pastorin Imke Akkermann-Dorn und Vorsteher Daniel Marx verdeutlichte das Potenzial für Versöhnung und Frieden, selbst nach tiefen Konflikten.
Die Predigt von Stefan Seibel, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde (FeG), beleuchtete zunächst den Unfrieden, der oft durch unsere Erinnerung und unser Handeln in der Gegenwart bestimmt. Wie kann es uns gelingen, das Böse mit dem Guten zu überwinden und mehr vom Frieden als vom Unfrieden zu sprechen? Die Besinnung darauf, dass der Friede zunächst in uns sein muss, um die Mauern des Unfriedens zu überwinden, diese Erkenntnis ist ein fester Bestandteil des Evangeliums und der christlichen Botschaft.
Musikalische Gestaltung
Lübecker Blechbläser Ensemble
Die musikalische Gestaltung verlieh dem Gottesdienst eine besondere Tiefe: Lieder wie „Erzähl mir vom Frieden“, „Keinen Tag soll es geben“ und dem wiederkehrenden Refrain „Erleuchte und bewege uns“ luden die Gemeinde zum Mitsingen und Nachdenken ein. Begleitet wurden diese Stücke einfühlsam von Timo Schmidt an der Orgel sowie dem Lübecker Blechbläserensemble der Evangelisch-reformierten Kirche. Ein emotionales Worship-Medley der Band aus der Salem Gemeinde unter der Leitung von Pastor Timo Schumann rundete die musikalische Vielfalt ab und unterstrich die festliche Atmosphäre mit den Liedern „Herr, aller Zeit“ und „Eintausend Hallelujas“
Ein Zeichen der Einheit
Besonders beeindruckend war die Vielfalt aller Mitwirkenden. Vertreter der Heilsarmee, der evangelisch-reformierten Gemeinde, der Herz-Jesu-Kirche, der Freien evangelischen Gemeinde, der Salem Gemeinde, des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) – Baptisten, der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Orthodoxen Tradition brachten sich ein und unterstrichen die ökumenische Ausrichtung. Die Zusammenarbeit dieser Gemeinden im Vorfeld und während des Gottesdienstes zeigte eindrücklich, wie christliche Gemeinschaft durch Vielfalt bereichert wird. Durch bewegende Fürbitten, vorgetragen von Vertretern verschiedener Gemeinden, und der abschließende Segen durch Erzpriester Miron wurde der Gottesdienst beschlossen.
In seiner Funktion als Vorsitzender der ACK Deutschland richtete Erzpriester Miron nach dem Gottesdienst ein Grußwort an alle Anwesenden, in dem er die jüngsten Entwicklungen in der ACK würdigte und alle Anwesenden aufforderte, die Gedanken des Friedens in das eigene Umfeld weiterzutragen.
Die Ehrengäste aus der Politik, Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und Henning Schumann, Stadtpräsident der Hansestadt Lübeck, beschlossen den Abend mit ihren Grußworten und würdigten das Engagement der Kirchen und des Ehrenamtes für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Bemühen um den Frieden in bewegten Zeiten.
Positive Resonanz und Ausblick
Nach dem Gottesdienst gab es bei Snacks und Getränken die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Viele der Anwesenden nahmen die Einladung an und äußerten ihre Begeisterung über die inspirierende Atmosphäre und die gelungene Gestaltung. Die damit verbundenen Begegnungen werden uns in Erinnerung bleiben – so hörten wir es vielfach in den Tagen danach. Das gemeinsame Zeugnis von Christen ganz unterschiedlicher kirchlicher Traditionen setzt voraus, dass man einander kennenlernt. Diesen Weg möchten wir fortsetzen. Im Jahr 2026 möchte die Neuapostolische Kirche in Lübeck aus Anlass ihrer Feier zum 125jährigen Bestehen zu einem ökumenischen Gottesdienst einladen.
Die Veranstaltung im Rahmen der FriedensDekade war ein berührendes Zeichen der Hoffnung und Einheit in einer Zeit, die von Konflikten geprägt ist. Sie hat nicht nur das Bewusstsein für Frieden gestärkt, sondern auch gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Gemeinden ist. Lübeck war an diesem Abend ein Ort des Glaubens, der Begegnung und des gemeinsamen Gebets für eine friedlichere Welt.
Text: Sebastian Dzikus und ACK-Beteiligte der Veranstaltung
Fotos: Sebastian Dzikus