Geschichte der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Lübeck
Reformierte Kaufleute aus Holland kamen 1613 nach Lübeck. Dank eines Handelsabkommens zwischen der Hansestadt und Holland durften sie sich als Reformierte in Lübeck niederlassen. Das war ihnen, ebenso wie Juden, anderen Konfessionen und allem „Reformierten“, bis dahin strikt verboten. Der erste reformierte Gottesdienst wurde 1666 gefeiert.
Die ersten Hugenotten, protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, kamen nach der Aufhebung des „Edikts von Nantes“, das ihnen bis dahin religiöse Toleranz und die Bürgerrechte zusicherte, ab 1685 nach Lübeck. Doch das lutherische „Geistliche Ministerium“ und der Senat der Hansestadt sprachen ständig neue Verbote und Beschränkungen aus. Immer wieder wurden die deutschsprachigen Protestanten an der Ausübung ihrer Gottesdienste und Amtshandlungen gehindert.
Erste Versammlungsorte der Gemeinde waren Privatwohnungen, ab 1734 dann eine Kirche vor dem Holstentor außerhalb der Stadt (in der heutigen Reiferstraße im Stadtteil St. Lorenz). Zunächst bestanden eine französisch- und eine deutsch-reformierte Gemeinde nebeneinander. Später schließen sie sich, auch wegen ihrer geringen Größe, zu einer Gemeinde zusammen.
Nach einer Zeit zunehmender Duldung bezog die Lübecker reformierte Gemeinde erst 1826 ihre eigene, heutige Kirche in der Innenstadt, in der Königstraße. Seitdem ist das Verhältnis zur evangelisch-lutherischen Kirche und ihren Lübecker Gemeinden gut. Heute besteht Kirchengemeinschaft (Abendmahls- und Kanzelgemeinschaft).
Für die Stadt Lübeck wichtige Pastoren
Pastor Johannes Butendach (1762 – 1798)
Butendach gehört zu den Mitbegründern der „Gemeinnützigen“, der „Gesellschaft zur Beförderung Gemeinnütziger Tätigkeiten“, die ihren Stammsitz seit 1789 unweit der Kirche in der Königstraße hat und mehr als 80 Einrichtungen, Gesellschaften und Stiftungen fördert. Seine Bibliothek, rund 5.000 Bände (Theologie, Philosophie, Geschichte, Reiselektüre, Lexika u.a.m.) aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, vermachte Butendach seiner Gemeinde. Die „Butendach-Bibliothek“ kann nach Absprache besichtigt werden.
Pastor Johannes Geibel (1798 – 1847)
…ist der Vater des Dichters Emanuel Geibel. Er zog durch seine biblisch orientierte Predigt – in damaliger Zeit durchaus nicht selbstverständlich – eine große Hörergemeinde auch unter den Lutheranern der Stadt an, so dass die Gemeinde ab 1824 den heute noch bestehenden großen Gottesdienstraum baute: ehemals Handels- und Wohnhaus der Familie Kohpeis, im klassizistischen Stil umgebaut. Initiator und Mitbegründer der Lübecker Bibelgesellschaft (1814).
Pastor Otto A. Bode (1904 – 1943)
Bode war an der Begründung von Werken der Inneren Mission (Diakonie) in Lübeck beteiligt. Seine Haltung im Dritten Reich führte dazu, dass viele Lübecker, die der „Bekennenden Kirche“ nahestanden, Zuflucht in der reformierten Gemeinde fanden, z. B. so lange Pastoren von den Nazis mit Hausarrest und Redeverbot belegt wurden (1937). In Bodes Zeit fällt auch der Zusammenschluss der Lübecker Gemeinde mit der evangelisch-reformierte Kirche (Synode Ev.-reformierter Kirchen in Nordwestdeutschland und Bayern) im Jahre 1926.