Iran

SISTERS – ein digitales Mural

Das digitale Mural „SISTERS“ setzt ein Zeichen der Solidarität mit dem politischen Kampf der Frauen im Iran um Selbstbestimmung, symbolisiert im Bild der Frau mit wehendem Haar, die den Hijab abgelegt hat und auf einem Stock trägt. Sie steht vor den gezeichneten Porträts einiger in diesem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung von Polizei und Militär getöteter junger Mädchen und Frauen zwischen 15 und 23 Jahren. Die handgezeichneten Porträts stehen als Zeichen des Respekts und der Ehrung dieser mutigen Mädchen und Frauen.


Zugleich zeigt das Mural die tiefe Verwurzelung des Patriarchats auch in westlichen Demokratien, repräsentiert durch die hinter Glas „eingesperrten“ Bräute in freiwilliger Verschleierung.

Die Selbstinszenierung im Foto betont das unreflektierte und desto gefährlichere Desinteresse an Fragen der Gleichberechtigung der Geschlechter: Während der Femizid als institutionalisierte politische Gewalt im Iran auf der rechten Hälfte des Murals gezeigt wird, erscheint gegenüber der „private“ Femizid hier in Deutschland als Folge unhinterfragter patriarchaler Strukturen in Gesellschaft und Familie im Porträt der in 2020 von ihrem Lebenspartner Saul F. getöteten Berliner Kuratorin Rebeccah B.

Für die anonyme Künstlerin war Anstoß, dieses digitale Mural in der Tradition der politischen Wandkunst Lateinamerikas zu schaffen, dass der Kampf der Frauen in Iran letztlich die Fortsetzung ist des Kampfes um Respekt, Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung aller Frauen weltweit.

Insbesondere aber auch des langen Kampfes insbesondere der Frauen Europas seit den Anfängen, wie Hildegard von Bingen sie im Mittelalter repräsentiert bis hin zu den Emanzipationsbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert, wie die Suffragettenbewegung oder die Proteste zur Änderung des Paragrafen 218.

Heute zeigt etwa die #MeToo-Bewegung oder die Zunahme an Femiziden europaweit, wie sehr uns allen das Patriarchat auch in den westlichen Demokratien noch in den Zellen tickt. Der Kampf der Frauen Irans ist auch Motor des todesmutigen Kampfes um Demokratische Veränderung in Iran.

Das Mural will auch hier ein Zeichen der Solidarität setzen und an die wichtige Rolle der Frauenemanzipation bei der Demokratisierung der Gesellschaften des westlichen Europas erinnern und deutlich machen, wie wichtig Solidarität unter Frauen ist: We‘re all sisters!

In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass das Mural auch unter Beteiligung der christlichen Kirchen, als erstes hier der evangelisch- reformierten Kirche in Lübeck gezeigt wird. Denn wo sonst sollten Christen stehen als auf der Seite der Unterdrückten?

Vom 6. bis 17. Februar 2023, Montag bis Freitag in der Zeit von 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr wird das Mural auf der Fassade der Evangelisch-Reformierten Kirche in Lübeck – gegenüber vom Willy-Brandt-Haus – zu sehen sein.